Donnerstag, 30. Juni 2022

Innovationsforum Energie: Podium sieht mehrheitlich Nachholbedarf bei Wärmepumpen

Christian Pho Duc (Smartenergy), Noah Heynen (Helion), Michael Ritzau (BET) und Christian Schaffner (ETH Zürich) (v.l.) diskutierten am Innovationsforum Energie unteranderem über die Wärmeversorgung.

Zürich (energate) - Bei einer Podiumsdiskussion am Innovationsforum Energie gingen die Meinungen auseinander, inwiefern die Wärmeversorgung in Gebäuden dekarbonisiert werden können. Christian Schaffner vom Energy Science Center der ETH Zürich etwa zeigte sich diesbezüglich besorgt.

"Es werden heute noch Öl- und Gasheizungen eingebaut", so Schaffner. "Wenn wir heute eine Öl- oder Gasheizung einbauen, ist die mit hoher Wahrscheinlichkeit 2040, vielleicht auch 2050noch da." Er sei sich daher nicht sicher, ob im Gebäudebereich der Tipping-Point, also der Kipppunkt, erreicht worden sei, wie das etwa in der Elektromobilität der Fall sei.

Dem widersprach Noah Heynen, CEO von Helion. "Ich bin da wesentlich optimistischer", sagte Heynen. "Wir verkaufen 400Wärmepumpen jedes Jahr." Die meisten Hausbesitzer würden gerne eine Wärmepumpe installieren, so Heynen, aber manchen fehle das Geld. "Dagegen gibt es aber neue Finanzierungsmodelle", sagte der Helion-CEO.

Heynen: Schweiz bei Wärmepumpen viel weiter als andere Länder

Michael Ritzau, Verwaltungsrat der BET Suisse, wandte ein, dass die Installation von Wärmepumpen bei Neubauten gut laufe. "Aber im Bestand ist unsere Beobachtung, dass es extrem schwieriger ist", so Ritzau. Es gäbe zwar Lösungsansätze, aber dazu müsse man auch einen Masterplan haben, wie man die Wärme dekarbonisiere. "Ganz so trivial ist es nicht", meinte Ritzau. "Die Schweiz ist bezüglich Wärmepumpen viel weiter als andere Länder", entgegnete Heynen. Das sehe man bei den Sanierungen: Da seien Wärmepumpen mittlerweile deutlich in der Überzahl. Dem stimmte Schaffner zu: "Sowohl im Neubau als auch bei den Sanierungen ist das nicht mehr das Problem", sagte er. "Das Problem ist die Sanierungsrate. Diese ist definitiv zu niedrig."

Ritzau jedoch blieb bei seinem Standpunkt, dass die Installation von Wärmepumpen vor allem im Bestand Schwierigkeiten bereitet. Dieses Segment sei längst nicht so standardisierbar wie der Neubau. "Es ist aufwändig und erfordert viele Human Ressources", so Ritzau. Für Heynen kein Argument: "Bei neun von zehn Gebäuden ist die Installation einer Wärmepumpe heute möglich."

Redakteur Michel Sutter, energate

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