Donnerstag, 2. September 2021

Subventionen für Wasserstoff bei Podiumsdiskussion umstritten

Die Diskussionsrunde zum Thema Wasserstoff am Innovationsforum Energie war sich einig, dass der Energieträger grosses Potenzial hat.

Es gebe in der Schweiz noch kein Fördersystem für Wasserstoff, weil man dazu erst verschiedene Fragen beantworten müsse. Das sagte Markus Bareit, Fachspezialist Energieversorgung und Monitoring beim Bundesamt für Energie (BFE), an einer Diskussionsrunde beim Innovationsforum Energie. "Wir müssen aus Gesamtenergiesicht zuerst sehen: Wo macht Wasserstoff in der Schweiz überhaupt Sinn?", so Bareit. "Wo sind die Anwendungsbereiche? Wie viel Wasserstoff wird es sein?" Erst wenn diese Fragen beantwortet seien, habe man ein komplettes Bild, welche Rolle Wasserstoff in der Schweizer Energiepolitik spielen könnte. Im gleichen Votum sprach sich Bareit für Subventionen aus, um Wasserstoff zu fördern: "Für einen wirklichen Marktvorlauf machen Subventionen wahrscheinlich Sinn. Deshalb finde ich die Strategie von Deutschland nicht schlecht." Bareit betonte, dass seine Aussagen seine persönliche ökonomische Sicht widerspiegelten und nicht die Haltung des BFE. 

Subventionen waren in der Diskussion zuvor auch schon gefordert worden, etwa mittels einer Quote oder eines Einspeisetarifs, ähnlich wie in der Photovoltaik. Allerdings waren nicht alle damit einverstanden. So outete sich etwa Stefan Linder, Head of Technology and Innovation bei Alpiq, auf dem Podium als Subventionsgegner. "Sie bewirken Entwicklungen, die einfach nicht gesund sind", so Linder. Wenn man sich überlege, wie ein System in Zukunft ausschauen muss und welche Zielsetzungen man hat, sei es vielleicht sinnvoll, dass man an den richtigen Orten eine Förderung ansetze. "Aber ich glaube, zu jeder Förderung gehört eine Exitstrategie, sodass ganz klar ist, wann sie zu Ende ist", schränkte Linder ein.

Linder und Grolman warnen vor Alleingängen

Linder zeigte sich auch kritisch, was die momentane Euphorie rund um Wasserstoff anbelangt. Er warnte die EVU davor, den Energieträger selber herstellen zu wollen. "Es ist eine schwierige Technologie, die noch nicht voll industrialisiert ist", sagte Linder. "Das ist kein Plug and Play." Vor allem solle man es nicht alleine versuchen, wobei Linder auch mahnte, nicht irgendeinen Partner dafür zu suchen. Es gebe selbst in der Schweiz nicht sehr viele Unternehmen, die die Technologie richtig verstünden. "Suchen Sie sich dasjenige heraus, das nicht nur sagt, dass es Wasserstoff kann, sondern es auch bewiesen hat", empfahl Linder.

Auch Felix Grolman, Head of Energy und Verwaltungsrat bei Energie 360 Grad, war der Ansicht, ein EVU solle keine Alleingänge wagen. Und auch keine Schnellschüsse. "Wir werden in der Schweiz nicht in grossem Stil Wasserstoff produzieren; da gibt es bessere Standorte", so Grolman. Als Schweizer Unternehmen könne man nicht das Ziel herausgeben, Weltmarktführer zu werden.

Das Potenzial von Wasserstoff war in der Runde jedoch unbestritten. Für Michael Ritzau, Verwaltungsrat von BET Suisse, ist der Energieträger systemisch notwendig. "Die Energiestrategie sagt, dass wir mehr grosse Wasserspeicher brauchen, aber die muss man erst mal bauen", begründete Ritzau seine Aussage. "Da sehe ich die Vorteile von Wasserstoff." Und Christian Pho Duc, CTO und Managing Director H2 Projects bei Smartenergy, ergänzte: "Es gibt Bereiche, die bezüglich Effizienz am besten und einfachsten mit Wasserstoff zu lösen sind." /ms 

Redakteur Michel Sutter, energate




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