Montag, 14. September 2020

Innovationsforum Mobility 2020, Martin Erb: «Die Nutzung von Strom wird bei Fahrzeugantrieben dominieren»

 «Die Energieeffizienz des Elektromotors ist einfach überwältigend» - Martin Erb.

Mobilität und deren Elektrifizierung ist beim Thema Energiewende ein viel diskutierter Aspekt. Martin Erb, CEO vom Fuhrparkmanagement Alphabet, sagt im energate-Interview am Innovationsforum Mobility 2020, welche Kriterien Firmen für ihre Fahrzeugflotte anwenden. Und er erklärt, warum deutsche Autohersteller Batterien nicht selber herstellen können.

energate: Herr Erb, Alphabet übernimmt das Flottenmanagement für Firmen. Mit AlphaElectric können diese auch Elektroautos in die Flotte eingliedern. Wie gross ist das Interesse an AlphaElectric?

Erb: AlphaElectric ist ein Consultingansatz. Es ist ein sehr strukturiertes Produkt, das von uns, und vom Kunden, sehr viel Effort erfordert, damit es gut kommt. Deshalb bieten wir es nur ausgewählten Kunden an. Der Bedarf ist aber wesentlich grösser als unsere Kapazität. Insofern würde ich mir wünschen, wir hätten mehr Kapazität, um den Bedarf auch decken zu können, was derzeit nicht der Fall ist.

energate: Energieeffizienz ist gerade beim Strassenverkehr immer wieder ein grosses Thema. Wie nehmen Sie das bei Alphabet wahr? Werden besonders energieeffiziente Fahrzeuge vermehrt nachgefragt?

Erb: Energieeffizienz ist eines von verschiedenen Kriterien, nach denen die Firmen-Fahrzeuge ausgewählt werden. Aber sie hat je nach Anwendungsbereich eine mehr oder weniger grosse Bedeutung. Am Ende sind die Firmen bestrebt, möglichst kostengünstige Fahrzeuge zu haben. Kostengünstig heisst preiswert: Was ist der Anwendungsfall, was das Bedürfnis? Für dieses Bedürfnis möchten sie ihr Wunschfahrzeug zum besten Preis bekommen. Es kann aber auch sein, dass günstigere Lösungen verfügbar wären, die aber das Bedürfnis nicht vollumfänglich befriedigen. Und Energieeffizienz, um auf Ihre Frage zurückzukommen, ist ein Kriterium, aber nicht das primäre, welches wir wahrnehmen.

energate: Sie haben am Innovationsforum Mobility gesagt, dass Elektroautos ein schlechtes Businessmodell für Autohersteller sind, weil diese Batterien nicht selber produzieren können. Sollten diese das tun?

Erb: Die Frage ist ja im Grunde schon beantwortet, weil der führende Elektro-Autohersteller der Welt Batterien selbst produziert. Für Tesla ist die Batterieproduktion Teil des Geschäftsmodells, und er vertreibt die Batterien auch für andere Anwendungsfälle.

energate: Wenn die Lösung auf dem Tisch liegt: Warum machen das andere Hersteller nicht auch?

 Erb: Sie tun sich schwer damit, weil sie in diesem Segment keinerlei Erfahrung haben und dieses Knowhow erst aufbauen müssen. Sie müssen hohe Investitionen tätigen, um in die Produktion einsteigen zu können. Und das sind in der heutigen Zeit an ganz vielen Stellen hohe Hürden, bei denen sich die Frage stellt: Kann der Business Case am Ende aufgehen? Aber auch der Trend ist für mich eindeutig. Die Hersteller drängen in dieses Geschäft und wollen es integrieren.

energate: Was glauben Sie: Wird das Elektroauto eines Tages den Verbrenner verdrängen? 

Erb: Ja. Ob es das batterieelektrische Fahrzeug ist, würde ich offen lassen. Aber dass die Nutzung von Strom bei Fahrzeugantrieben in den nächsten Jahrzehnten dominiert, davon bin ich fest überzeugt. Die Energieeffizienz des Elektromotors ist einfach überwältigend.

Die Fragen stellte Michel Sutter, energate-Redaktion Olten

 

Montag, 7. September 2020

Innovationsforum Mobility - Experten sind skeptisch bezüglich Wasserstoff im Privatverkehr


Unter der Leitung von Morell Westermann (ganz links) diskutierten am Innovatiosnforum Mobility Hans Michael Kellner, Marco Piffaretti, Brian Cox und Bernhard Signer (v.l.) kontrovers zum Thema Wasserstoff.

Frau Delphine Morlier am Innovationsforum Mobility: «Elektromobilität ist nur ein Puzzlestück in der Mobilität der Zukunft»


Die Zahl der Elektroautos bei Neuwagen wächst. Delphine Morlier, Leiterin Mobilität beim Bundesamt für Energie (BFE), erklärt im energate-Interview am Innovationsforum Mobility am 27. August 2020, was aus ihrer Sicht noch fehlt, damit noch mehr Autofahrer auf Elektroautos umsteigen und warum der Bund im Individualverkehr auf Elektromobilität fokussiert.

Innovationsforum Mobility – ein Blick in die Zukunft (ein Beitrag von eco2friedly)


Am Innovationsforum Mobility zeigten im GDI in Rüschlikon verschiedene Referenten auf, wohin die Reise bei der Mobilität geht. 
 

Der Anteil an Elektroautos im Markt nimmt zu. Und das ist gut, denn Elektrofahrzeuge machen auch ökologisch Sinn, gemäss umfassenden Studien, welche Dr. Brian Cox, Infras, vorstellte. Bei uns in der Schweiz wird die Elektromobilität noch zu wenig gefördert, da sind sich die Referenten einig. Dank der guten Kaufkraft in der Schweiz werden Steckerfahrzeuge aber trotzdem stark zulegen. Elektromobilität heisst jedoch nicht einfach, ein neues Fahrzeug zu kaufen, es ist ein Systemwechsel (Delphine Morlier, Bundesamt für Energie, BFE). Mit der Roadmap Elektromobilität versucht das BFE zusammen mit über 50 Unternehmen bis 2022 mit verschiedenen Massnahmen eine Zunahme der Elektrofahrzeuge um 15 Prozent zu erreichen. Andere Länder zählen zusätzlich zur Förderung auf weitergehende Massnahmen, so sind zum Beispiel in Norwegen ab 2025 keine fossilen Antriebe mehr neu zugelassen, weitere Länder wie Schweden und Dänemark folgen mit dieser Taktik. 

Fahrzeuge teilen

Fahrzeuge zu teilen, wird ebenfalls ein wichtiges Thema in der künftigen Mobilität. Einen interessanten Ansatz hierzu bieten die Pläne einer Vollelektrifizierung der Mobility-Flotte (Roland Lötscher, Mobility Car Sharing). Autonomes Fahren wird weiterentwickelt. Aber obwohl die Fahrzeuge technisch bereits so weit sind, gibt es verkehrstechnisch noch Herausforderungen. Zudem müssen auch noch Fragen bezüglich der Versicherung geklärt werden.

Senkung der CO2-Werte

Dass die Elektromobilität ein wichtiger Beitrag zur Senkung der CO2-Werte leisten wird, sind sich alle Referenten einig. Das Ziel, die Emissionen per 1. Januar 2020 auf 95 Gramm CO2 zu senken, wie es die Energiestrategie verlangt, wurde jedoch nicht erreicht. Zahlungen von hohen Bussen sind die Folge (Andreas Burgener, Auto Schweiz).

Blick in die Zukunft

In Zukunft werden Drohnen einen wichtigen Platz einnehmen (Morel Westermann). Bereits 170 Firmen widmen sich der Entwicklung des sogenannten VTOL (Vertical Take-off and Landing), das sich innert weniger Jahre vom Spielzeug zum Personentransportmittel entwickelt hat. Die Flugobjekte werden autonom unterwegs sein, da sie von einem Piloten gar nicht mehr gesteuert werden können. Die Form der Flugobjekte und die Antriebe, die nicht mehr wie bei Flugzeugen an den vorgegebenen Stellen der Flügel sind, ergeben einen enormen Effizienzgewinn. Drohnen werden vor allem in Städten und Agglomerationen Sinn machen. Ab 2025 sollen erste Flugtaxis unterwegs sein, ab 2035 bereits 23’000 Einheiten, der Markt im Jahr 2035 hat ein Potenzial von 32 Milliarden US-Dollar.  

Die Zukunftsstadt 2050 stellt sich Martin Erb, Alphabet Fuhrparkmanagement (Schweiz) AG, digitalisiert vor. Viele Grünflächen, Plätze mit Cafés, eine Seilbahn befördert Waren und Menschen, Drohnen in der Luft entlasten den Verkehr. Die Fahrbahnen und Geschäfte sind unter der Erde und lassen die Erdoberfläche für die Menschen wieder frei. Es gibt einen offenen digitalen Marktplatz für die Mobilität mit Autos, Taxis, Bikes, Scooter bis zu den ÖV. Jeder Interessent darf sich mit seinem Fahrzeugangebot an den digitalen Marktplatz anschliessen, es herrscht ein freier Wettbewerb. Es gibt keine Exklusivität, die Ausgestaltung des Marktplatzes soll gemeinschaftlich erfolgen. 

Mit welchen Energieträgern in die Zukunft?

In der spannenden Podiumsdiskussion wurde dann darüber diskutiert, welcher Energieträger künftig das Rennen in der Mobilität macht. Ob es Strom oder Wasserstoff sein wird, war man sich nicht ganz einig – die Zukunft wird es zeigen. 

Das nächste Innovationsforum Mobility findet am 8./9. Juni 2021 statt.

Redakteurin: Judith Brandsberg, eco2friendly