Trotz der Eröffnung weiterer Wasserstofftankstellen in der Schweiz wird der Elektroantrieb im Segment der Personenwagen das Mass aller Dinge bleiben. Diese Meinung vertraten Experten an einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Innovationsforums Mobility einhellig.
Was die Eroberung der Elektroautos auf dem weltweiten Markt angeht, waren allerdings auch kritische Voten zu hören. Etwa von Marco Lessacher, CEO von Alphabet International. Lessacher berichtete, er sei jahrelang in Osteuropa unterwegs gewesen, und dort sei die Elektromobilität «überhaupt kein Thema». Skeptisch sieht er die Entwicklung der Elektromobilität auch in anderen Kontinenten. Ähnlich äusserte sich Rupprecht. CO2 sei ein globales Problem, sagte er: «Es ist ja schön, wenn w
ir hier alle mit Elektroantrieb fahren, aber wenn es der Rest der Welt nicht macht…»
Burkhard: E-Mobilität hat nur geringen Einfluss auf Strombedarf
Ein weiterer Kritikpunkt war der Ausbau der Infrastruktur. Diese ist aus Sicht Lessachers noch nicht an dem Punkt, wo sie sein sollte. Rupprecht pflichtete ihm bei, gab jedoch zu bedenken, dass die Infrastruktur bezüglich Wasserstoff noch schwächer sei. René Burkhard, Leiter Markt Schweiz bei Repower, hielt derweil fest, die Schweiz habe ein «wunderbares» Stromnetz, von dem sie jetzt profitiere. «Wir haben aktuell vielleicht 60 Mrd. kWh Endverbrauch», so Burkhard. «Dieser könnte sich mit der Elektromobilität noch erhöhen, aber nicht signifikant.» Man müsse einzig darauf achten, dass nicht alle Autos gleichzeitig geladen würden.
Damit nahm Burkhard im Prinzip die Antwort auf eine spätere Frage hinweg, nämlich ob die Dekarbonisierung der Mobilität und die Energiewende gleichzeitig möglich seien. «Das ist ein paralleler Prozess», so Burkhard. «Ich bin in Bezug auf die Stromversorgung zuversichtlich, dass wir das schaffen und genügend Strom im Winter vorhanden sein wird.» Das sei schliesslich alternativlos. «Wir haben gar keine andere Wahl», sagte auch Rupprecht. Die Frage sei eher, ob man diesen Wandel in der nötigen Geschwindigkeit hinkriege. «Je mehr wir darüber reden, desto weniger machen wir es.» Und Pho Duc merkte an, dass man das Ziel, die Temperaturerwärmung im globalen Schnitt auf 1,5 Grad zu beschränken, mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht mehr erreichen könne. «Wir bemühen uns gerade, das 2-Grad-Ziel zu erreichen», so Pho Duc. «Das heisst, wir haben hier ein echtes Problem, wo die ganze Klimageschichte hingeht, obwohl wir eine Vorreiterrolle einnehmen.»
Redakteur Michel Sutter, energate