Am 21. November 2019 öffnete das Instandhaltungsforum Schweiz zum ersten Mal seine Tore in Zürich – moderiert von Herrn Prof. Lennart Brumby von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mannheim. Die Fokusthemen Smart Maintenance, Digitalisierung und Predictive Maintenance versprachen eine spannende Veranstaltung.
In seinem Eröffnungsvortrag zur Digitalisierung in der Instandhaltung berichtete Prof. Brumby von den Chancen, Risiken und Grenzen der Smart Maintenance. Unter anderem betonte er die Bedeutung des Asset Managements als organisatorische Grundlage einer modernen Instandhaltung. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass in der Smart Maintenance der Mensch eine wichtige Schlüsselrolle einnimmt. Wissens- und Kompetenzmanagement sowie eine systematische Qualifizierung der Mitarbeiter rücken daher zunehmend in den Vordergrund.
Anschliessend zeigte Dr. Dominik Buss vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik aus Dortmund verschiedene Möglichkeiten zur smarten Ersatzteilbevorratung auf. Grundvoraussetzung hierfür ist allerdings ein gutes Stammdatenmanagement, am besten in einem zentralen IT-System mit geeigneten Klassifikationssystemen. Künstliche Intelligenz kann zukünftig dabei helfen, auch die Stammdaten der Ersatzteile aufzuarbeiten und somit die gesamte Ersatzteilbevorratung zu optimieren.
Franz Stieber von der ifm electronic GmbH beschrieb den gewünschten schnellen Weg der wesentlichen Instandhaltungs-Informationen vom Shop Floor auf die Managementebene. Dabei sind nach seiner Meinung kleine Schritte wesentlich erfolgreicher als eine sogenannte „grosse Lösung“.
Auch betonte Herr Stieber die systematische Datenerfassung und –pflege als Fundament der Smart Maintenance. Zur Reduzierung der Implementierungskosten empfiehlt er die Beteiligung an der IO-Link-Community, die sich mit der Standardisierung der Sensorik beschäftigt.
Aus Anwendersicht legte Patrick Steiger von der SWL Energie AG aus Lenzburg die Implementierung der Instandhaltungsplattform Inventsys in seinem Unternehmen dar und zeigte sehr anschaulich auf, wie damit Daten und Informationen aus unterschiedlichen Bereichen
zusammengeführt und für den Anwender auf einen Blick dargestellt werden können. Die Mitarbeiter erfahren nach Aussage von Herrn Steiger dadurch eine Freude am digitalen Arbeiten und schätzen die hohe Transparenz in ihrem Instandhaltungsgeschehen.
Nach der Pause, in der sich die Teilnehmenden des Instandhaltungsforums intensiv untereinander austauschen konnten, zeigte Thomas Zapp von der GreenGate AG, wie eine Massnahmenpriorisierung in der Instandhaltung mit dem System von GreenGate erfolgen kann. Eine
solche Priorisierung kann dann wiederum die Grundlage für eine optimierte Einsatzplanung der Mitarbeiter inkl. Routenplanung sein. Das System von GreenGate wird derzeit insbesondere bei der Instandhaltung von Offshore-Windenergieanlagen eingesetzt, ist aber ebenso gut auch beim Flottenmanagement einsetzbar.
Dr. Andrew Paice von der Hochschule Luzern beschrieb anschliessend die Potenziale und Wege der Predictive Maintenance. An einem Beispiel erläuterte er die Lebenslaufabschätzung von Transformatoren mit Hilfe der Predictive Maintenance. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist allerdings das Wissen über die jeweiligen Alterungsvorgänge, um diese entsprechend modellieren zu können. Innovative Technologien zur Datenerfassung und -übertragung begünstigen derzeit die Entwicklung neuer Predictive Maintenance Lösungen.
Das Vortragsprogramm wurde von Andreas Rosemann von der GIS aus Weinheim abgerundet. Seine Kernbotschaft „Digitalisierungsprojekte: Alleine packt man es nicht!“ wurde von allen Teilnehmenden geteilt. Am Beispiel der Inspektion von Rotorblättern bei Windkraftanlagen mit Drohnen und künstlicher Intelligenz konnte Herr Rosemann
sehr eindrucksvoll auch den wirtschaftlichen Nutzen einer solchen smarten Instandhaltungslösung darlegen. Durch die Einbindung von Dienstleistern werden so innovative Leistungen geschaffen, die eine klare Differenzierung von Wettbewerbern ermöglichen.
Zusammenfassend wurde in der Round Table Diskussion mit Dr. Andrew Paice, Andreas Rosemann, Patrick Steiger und Thomas Zapp gemeinsam mit den Tagungsteilnehmenden der aktuelle Wandel in der Instandhaltung diskutiert. Hierbei wurden u.a. Fragen zum sinnvollen Einstieg in das Thema Digitalisierung/Instandhaltung 4.0 erörtert und was die grössten Barrieren dabei sind. In einer regen Diskussion konnten auch die Teilnehmenden ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit der Digitalisierung in ihren Bereichen einbringen und mit den Referenten diskutieren.
Zum Ausklang des ersten Instandhaltungsforums Schweiz hatten die Teilnehmenden im Rahmen eines Apéro riche dann noch Gelegenheit, sich mit den Referenten weiter auszutauschen und wertvolle Kontakte für ihre eigenen Instandhaltungsprojekte zu knüpfen.
Diese Nachlese wurde vom Tagungsmoderator Prof. Lennart Brumby verfasst. Prof. Brumby hat den hochkarätigen Beiträgen und Diskussionsrunden einen optimalen Rahmen gegeben. Nicht zuletzt die produktiven Diskussionen und das ausgezeichnete Networking sowie die sehr gute Stimmung aller Teilnehmenden und Referenten rundeten den Erfolg der Tagung ab.
Das nächste Instandhaltungsforum findet am 26. November 2020 in Zürich statt. Informationen zu Agenda, Referenten und Anmeldung finden Sie unter www.instandhaltungsforum.ch.
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